KLAGENFURTER INTERMEZZO - Leseprobe

Der Bus bleibt endlich stehen. Ich kämpfe mich zum Ausgang. Dabei müssen zwar drei oder vier der senilen Deppen dran glauben, aber das ist mir so was von egal. Ich will nur raus aus dem rollenden Altersheim. So eine saublöde Idee! Mit dem Bus nach Klagenfurt. Nur weil Irene mir eine WhatsApp-Nachricht geschickt hat, dass sie mich braucht, und ich gerade nichts Besseres zu tun habe. Die Bar ist abgebrannt, wieder mal, also ist nichts mit Tanzen oder Anschaffen. Die 20 Euro für den Bus hatte ich gerade noch und nach Klagenfurt wollte ich eh schon immer mal. Dass 60 Tattergreise zwischen 100 und Verwesung auf dieselbe Idee kommen würden, konnte ja niemand ahnen. 60 Grufties mit 600 Krankheiten und mindestens 6.000 Beschwerden. Und futzikleinen Blasen.
Ich gehe ein paar Schritte zum nächsten Unterstand, zünde mir eine an und schaue mich nach Irene um. Sie wollte mich abholen, hat sie versprochen. Na gut, die Pünktlichste war sie noch nie. Nach dem vierten Tschick werde ich grantig und hole das Handy raus. Nicht erreichbar. Depperte Oide! Mich hier einfach stehen zu lassen. Ihre Adresse habe ich mir irgendwo aufgeschrieben. Also muss ich wohl dorthin latschen. So eine Dummtussi! Sie weiß doch, dass ich keine Kohle habe und mir kein Taxi leisten kann.
Aber was soll’s. Ich schnappe mir meine Tasche und stapfe los in den Regen. Da bleibt ein Mercedes direkt neben mir stehen. Das Fenster fährt runter und ein Mann quatscht mich an. Bin ich da am Straßenstrich gelandet? Auch egal, ich will weg von hier und brauche sowieso Geld.

Tod und Tafelspitz